Jetzt nehme ich schon seit einem Monat, zusätzlich zu dem Elvanse, Bupropion gegen meine Depressionen.
Die Veränderungen sind eigentlich alle negativ: Ich fühle mich wie ein Zombie, es beeinflusst die Libido, ich bin extrem schnell gereizt und schrecke bei plötzlichen Geräuschen zusammen. Es ist wie eine Panikattacke in Zeitlupe und der Nervus vagus klatscht begeistert in die Hände.
Als ADHSler ist man immer auf der Suche nach dem Dopamin-Kick. Den bekommt man durch viele Dinge: Alkohol, Zigaretten, Computerspiele, aber auch durch den Partner (Kuscheln, Liebesbeweise…). Bupropion sorgt als schwacher Dopamin-Wiederaufnahmehemmer für einen minimalen Dopaminspiegel im Kreislauf. Das bedeutet, dass man weniger Lust auf Zigaretten, Alkohol und … auf die Zuneigung des Partners hat. Alles bekommt so einen (leicht farbigen) Stempel „EGAL“. Dazu kommt noch, dass ich schon bei der geringsten Anstrengung schwitze wie ein Elch. Es ist etwas, das nur etwas bringt, wenn man genau danach sucht (haha SUCHT). Man will mit dem Rauchen aufhören: Bupropion. Du willst weniger Alkohol trinken: Bupropion. Man will ein Beziehungszombie sein: Bupropion.
Bupro ist wie der Moment, wenn man ein Geschenk bekommt, das einem gar nicht gefällt, und man so tun muss, als sei es toll.
BuPro ist wie ein dauerhaftes Tempolimit von 80 km/h auf der Strecke München – Berlin. Eine Einladung zu einer Party, die man nach fünf Minuten schon wieder verlassen möchte, oder das komische Gefühl, wenn man beim Einkaufen im Supermarkt jemanden trifft, den man kennt, und sich ständig fragt, wie man den peinlichen Moment einer möglichen Wiederbegegnung überstehen soll.

…Oder wie beim Weglaufen im Traum: so sehr man sich auch anstrengt, man kommt nicht von der Stelle.

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